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Österreich hat höchstes Unfallrisiko in der EU!
 
Fast 1.000 Menschen sterben jährlich auf Österreichs Straßen. Eine VCÖ-Studie zeigt: Mit Punkteführerschein sowie Strafen und Kontrolldichten auf EU-Niveau könnten fast 200 Menschenleben pro Jahr gerettet werden!

Österreichs Straßen zählen zu den gefährlichsten in Europa. In keinem Land der EU ist bezogen auf die Einwohnerzahl das Risiko, bei einem Verkehrsunfall verletzt zu werden, größer. Die Gefahr in Österreich im Straßenverkehr zu sterben, ist sogar doppelt so groß wie in Schweden und Großbritannien, den sichersten Ländern der EU. Besonders alarmierend ist: Die Verkehrssicherheit nimmt derzeit ab! Im Jahr 2003 wird es voraussichtlich mehr Verkehrstote und Unfallopfer geben als im Vorjahr. Im Jahr 2002 waren es 56.684 Verletzte und 956 Tote.

Punkteführerschein, höhere Strafen und bessere Kontrollen sind nötig!

Fast jeder Mensch in Österreich hat Bekannte oder Verwandte, die Opfer von Verkehrsunfällen wurden. Großes menschliches Leid könnte bereits durch einfache Maßnahmen verhindert werden. Der VCÖ schlägt deshalb die rasche Umsetzung eines Maßnahmenpakets aus Punkteführerschein, österreichweit höheren Strafen und mehr Kontrollen vor. Rund 20 Prozent der tödlichen Unfälle könnten dadurch in ganz kurzer Zeit verhindert werden.

Rückstand Österreichs bei Verkehrssicherheit wettmachen!

Die Verkehrssicherheitsziele Österreichs rücken in weite Ferne. Das Nationale Verkehrssicherheitsprogramm von Österreich sieht vor, dass bis zum Jahr 2010 die Anzahl der Verkehrstoten auf die Hälfte gesenkt wird. Dieses Ziel ist in weite Ferne gerückt: Denn bereits im Jahr 2003 sollten laut Plan um 127 Menschen weniger tödlich verunglücken als im Jahr 2001. Tatsächlich ist aber zu befürchten, dass es sogar mehr Verkehrstote gibt als in den Jahren 2001 und 2002. Besonders für die Schwächsten im Verkehrssystem – jene, die zu Fuß unterwegs sind –, ist die Verkehrssicherheit miserabel. Im Jahr 2002 wurden 160 Fußgänger im Straßenverkehr getötet, um 43 mehr als im Jahr 2001.

Mangelnde Kontrolldichte macht Alkohol am Steuer zum Kavaliersdelikt

Die Überwachungsintensität in Österreich ist im internationalen Vergleich gering. Nur einer von 600 alkoholisierten Lenkern wird tatsächlich erwischt. Pro Jahr wird in Österreich jeder 30. Führerscheinbesitzer auf Alkoholisierung überprüft. In Schweden dagegen jeder fünfte, in Frankreich jeder vierte und in Finnland sogar fast jeder zweite Lenker. Das hat Folgen, wie internationale Studien zeigen: In Österreich lenken nach eigener Einschätzung sechs Prozent der Österreicher mindestens einmal pro Monat alkoholisiert, also über der zulässigen Promillegrenze, ein Fahrzeug. In Frankreich sind es etwa drei Prozent, in Schweden 0,1 Prozent und in Finnland sogar noch weniger.

Österreich hat niedrigste Strafen in der EU

Schnellfahren wird in Österreich vom Gesetzgeber als Kavaliersdelikt behandelt. Berechnet nach der Kaufkraft hat Österreich die niedrigsten Mindeststrafen in Europa für zu schnelles Fahren. In der Schweiz sind die Mindeststrafen viermal so hoch, in Italien siebenmal und in Belgien sogar zehnmal so hoch wie in Österreich. Die Folge der niedrigen Strafen und geringen Kontrollen: Tempolimits werden in Österreich nur sehr wenig eingehalten. Messungen ergaben: Im Ortsgebiet sind mehr als die Hälfte der Pkw-Lenkenden zu schnell unterwegs. Gerade hier sind Menschen zu Fuß besonders gefährdet. Das Risiko beim Gehen bei einem Verkehrsunfall in Österreich getötet zu werden, ist etwa dreimal so hoch wie in den Niederlanden.
Besonders negativ auf die Verkehrssicherheit wirkt sich zusätzlich zu niedrigen Strafen und Kontrolldichten aus, dass häufige Verkehrsübertretungen kaum mit Führerscheinentzug geahndet werden. Leichtere Delikte werden nicht zentral gespeichert und selbst bei Delikten, bei denen im Wiederholungsfall ein höheres Strafmaß vorgesehen ist, sind die Konsequenzen unzureichend. Eine kleine Minderheit von Verkehrsrowdys gefährdet so die Verkehrssicherheit aller.
Mehr Kontrollen erhöhen Verkehrssicherheit
Ausreichend Verkehrskontrollen sind unverzichtbar, denn mehr als 60 Prozent der Unfälle mit tödlichem Ausgang haben ihre Ursache in zu hoher Geschwindigkeit, Alkohol oder mangelndem Sicherheitsabstand.
Verkehrskontrollen haben die größte Wirkung, wenn die Bestrafung unmittelbar erfolgt, etwa durch Laser-Tempokontrollen. Analysen der Kontrollen in Österreich haben ergeben, dass ein Zusammenhang zwischen der Anzahl an ausgestellten Organmandaten und Verkehrstoten besteht: Erhöht sich die Anzahl der Organmandate um zehn Prozent, so sinkt die Anzahl der im Straßenverkehr getöteten im selben Jahr um etwa den selben Anteil. Investitionen in Verkehrskontrollen retten Leben.

Strafen auf EU-Niveau anpassen und in Österreich einheitlich regeln

Eine Anpassung der Strafhöhen auf EU-Niveau wäre ein klares Signal für mehr Verkehrssicherheit in Österreich. Die eingenommenen Strafgelder sollen zur Gänze der Verkehrssicherheit zugute kommen und nicht wie bislang mehrheitlich dem Straßenerhalter.
Derzeit sind Vergehen in verschiedenen Bundesländern unterschiedlich teuer. Zukünftig sollte gelten: Gleiche Strafen für gleiche Verkehrsdelikte. Wie in Deutschland soll es auch in Österreich einen einheitlichen Strafgeldkatalog geben. Das bedeutet weniger Verwaltungsaufwand und mehr Transparenz.

Punkteführeschein rasch einführen!

Die Mehrheit der Österreicher befürwortet die Einführung des Punkteführerscheins. Zu Recht: Er macht den Straßenverkehr deutlich sicherer. In Österreich wäre ein ähnlich großer Sicherheitseffekt wie in Frankreich zu erwarten. Dort ist die Zahl der Verkehrsopfer durch den Punkteführerschein um 15 Prozent gesunken. In Österreich könnten mehr als 100 Menschenleben pro Jahr gerettet werden.

Der Punkteführerschein verändert das Verkehrsverhalten. Aber nicht einmal ein Prozent derer, die eine Fahrerlaubnis besitzen, sind vom Führerscheinentzug bedroht. Für schwere Vergehen wie Alkohol am Steuer werden mehr Punkte vergeben als für geringfügige Geschwindigkeitsüberschreitungen. Nach einer bestimmten Anzahl von Jahren verjähren die Punkte wieder. Besonders wichtig für die Verkehrssicherheit ist, dass für alle sicherheitsrelevanten Regelverstöße, auch die kleinen, Punkte vergeben werden.

„Vision Zero“ – ein Ziel auch für Österreich!

Immer mehr Länder in Europa, beispielsweise Schweden oder die Schweiz, setzen weitreichende Verkehrssicherheitspakete um. Keine Verkehrstoten ist das Ziel, denn es gibt keine akzeptable Zahl von Todesopfern im Straßenverkehr. Das Konzept „Vision Zero“ geht davon aus, dass Menschen Fehler machen und setzt auf ein fehlertolerantes Verkehrssystem. Ein kleiner Fehler oder eine kleine Unachtsamkeit darf keine schweren Folgen mehr haben.
In Österreich könnte so eine Reduktion der Verkehrsunfälle um 90 Prozent erzielt werden.
Ganz oben im Maßnahmenpaket stehen die Einführung des Punkteführerscheins, niedrigere Geschwindigkeiten sowie ein Alkohollimit von 0,2 Promille.

Österreich muss bei Verkehrssicherheit EU-Niveau erreichen

Österreich hat in der Verkehrssicherheit viel aufzuholen. Derzeit ist Österreich Schlusslicht bei der Verkehrssicherheit in der EU. Viele lebensrettende Maßnahmen, wie die Einführung des Punkteführerscheins, die Anpassung der Strafen auf EU-Niveau, oder mehr Kontrollen sind dringend notwendig. Rund 200 Verkehrstote könnten allein damit jährlich verhindert werden. In keinem anderen Lebensbereich unserer Gesellschaft würden diese Opfer in Kauf genommen werden, wenn dies durch geeignete Maßnahmen zu verhindern wären.

Die Umsetzung effizienter Verkehrssicherheitsmaßnahmen würde rasch mit Erfolg belohnt werden. Das zeigen Vergleiche mit anderen Ländern. Überall dort, wo der Punkteführerschein bereits eingeführt wurde, beispielsweise in Schweden, Großbritannien und Frankreich, und wo zusätzlich die Strafen und Kontrolldichten höher sind als hierzulande, sind weniger Verkehrstote zu beklagen als im EU-Durchschnitt.
Der starke Einsatz für mehr Verkehrssicherheit ist deshalb auch in Österreich dringend notwendig. Menschenleben müssen Vorrang vor den Interessen der Verkehrsrowdys haben. Der VCÖ schlägt deshalb vor, ein Maßnahmenpaket aus Punkteführerschein, Strafen auf EU-Niveau und mehr Verkehrskontrollen rasch umzusetzen. Jeder Tag der länger zugewartet wird, kostet Menschenleben.

Quellen: Statistik Austria, Unfallstatistik 2002; Kuratorium für Verkehrssicherheit, Unfallbilanz 2002; VCÖ, Mit Sicherheit Mobil, Wien 2002

weitere Informationen:

Verkehrsclub Österreich
Metainfo:
Copyright: VCÖ; Publiziert von: Harald Kviecien (kviecien)
factID: 123864.3 (...Archiv); Publiziert am 22 Jul. 2003 15:46